Wege aus dem kreativen Loch – Teil 1

Illustration zu: "Das kreative Loch"

Das kreative Loch

Ich vermute jeder, der sich mit einem kreativen Hobby oder Beruf beschäftigt, landet irgendwann mal im “kreativen Loch”. Da unten fällt einem dann einfach nichts mehr ein, es kommt nichts neues, man hat keine Ideen, dreht sich im Kreis und verliert in der Folge den Spaß am Fotografieren.

Es gibt viele Tipps und Ratschläge, die dagegen helfen können.

Für mich gibt es mehrere Wege, mit denen ich mich dann oft wieder wachrütteln kann. Einer dieser Wege ist die Beschränkung, sie führt bei mir oft zum Erfolg.

Das ist eine Übung, die ich zumindest in Teilen schon durchgängig in meinen fotografischen Alltag integriert habe, indem ich meist nur mit einer Festbrennweite unterwegs bin. Und mich manchmal zwinge, auf mein heißgeliebtes leichtes Weitwinkel (knapp 60° Bildwinkel, das sind Brennweiten von 35mm an VF, 23mm an APS-C und 17mm an den zur Zeit von mir bevorzugten MFT-Kameras(*))  zu verzichten.

Aber wenn es hart auf hart kommt, empfehle ich eine noch viel radikalere Art der Beschränkung. So auch, als ich vor einigen Wochen eine Mail mit der Bitte um Hilfe aus dem  „Kreativitätsloch“ erhielt. Hier folgt meine Antwort…..

Die Mail zur Kreativität

 Hallo,

das Problem mit der kreativen Flaute kenn ich auch und nur zu gut. Mir haben dann in der Vergangenheit manchmal einige „Übungen“ geholfen, vielleicht passen die ja auch bei Dir.

Zu Beginn gibt es mindestens vier , eher sechs oder acht Wochen absolutes Fotoverbot.
Kein(!) aktives Fotografieren, auch nicht mit dem Smartphone (Ausnahme: Fahrpläne, Visitenkarten, Rezepte). Ausdrücklich erlaubt ist Zeichnen, um Ideen festzuhalten.
In der fotolosen Zeit ist aber nicht fotografischen Däumchendrehen angesagt, sondern Du musst Aufgaben erfüllen.

  • Museumsbesuche (mit Muße!). Setz Dich so oft es geht mit bewusst gestalteten Bildern auseinander. Das müssen nicht unbedingt fotografische Ausstellungen sein, die Themen sollten aber in jedem Fall etwas mit Kreativität zu tun haben. Es geht also eher nicht ins Naturkundemuseum. Wenn möglioch nimm an Führungen zu den Ausstellungen teil.
  • Bildbände ansehen (mit Muße!). Damit meine ich nicht Bücher mit  bildinhaltsbezogenen Themen wie z.B. „Meisterwerke der Baukunst“ oder „Big American Nudes“ oder ähnliches, sondern eher fotografenbezogene Bildbände. Ausstellungskataloge bieten sich hier auch an. Die Bücher musst Du nicht unbedingt kaufen, es gibt sie evtl in der Bibliothek oder auch im Museum im Lesesaal. Trotzdem empfehle ich Dir, einen gewissen Fundus an Fotobüchern zu Hause vorrätig zu haben. (Und zu verwenden!)
  • Videos Schau Dir Videos an über das Leben und Arbeiten guter(!) Fotografen. (Das sind nicht unbedingt die Social Media Größen und „Influencer“ mit vielen Tatoos und Baseballkappen.)
    Die filmische Aufarbeitung, die Verknüpfung von Text und Bild regt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Inhalten an. Und alles, was Dein Hirn kreativ fordert und fördert, ist in der Phase gut.
  • Kontakt zu Menschen. Versuche Leute zu finden, die sich intensiv für Fotografie interessieren. Vor allem abseits der Aufnahmetechnik und der abgebildeten Objekte. Da bieten sich „Fotografische Gesprächskreise“ oder ähnliches an. So etwas gibt es an manchen Volkshochschulen.
    Falls nicht kannst Du evtl. mit einem Aushang im örtlichen Fotohandel selber eine Gruppe starten. [Oder komm zu meinem kostenlosen monatlichen Fototreffen, wenn Du aus der Nähe stammst. Und natürlich – damit ich die Eigenwerbung nicht vergesse ;-) – würde ich mich freuen, dich in meinem Kurs zum Thema „Bildgestaltung“ zu begrüßen. ;-) ]

Nach der „Fotoquarantäne“ kannst Du dann wieder durchstarten. Mit etwas Glück hast Du bereits Ideen als Skizzen gesammelt.

Falls nicht: Quarantäne verlängern.
Und nicht enttäuscht sein. Aus eigener Erfahrung: Ich habe in meinem Leben immer wieder Phasen, in denen ich, abseits von Aufträgen, selber nicht aktiv fotografiere. Mich aber intensiv mit Fotografie wie oben beschrieben beschäftige. Das kann auch sehr viel Spaß machen und kden eigenen Kopf weiter bringen.

Und wenn der Wiedereinstieg nicht erfolgreich gelingt, nicht verzweifeln, es gibt es noch weitere Tricks gegen das kreative Loch. Aber bevor Du damit anfängst würde ich Dir ganz dringend als ersten Schritt die Quarantäne empfehlen.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen und einen neuen Impuls geben,

Tom!


An der Stelle ist vielleicht kurz ein wenig Eigenwerbung erlaubt.
Seit einigen Jahren biete ich wieder einen Kurs zum Thema „Grundlagen der Bildgestaltung“ an.
Dieser Workshop kann eine gute Hilfe sein, den unerwünschten Aufenthalt im kreativen Loch zu beenden. Vielleicht lernen wir uns da ja kennen, würde mich freuen.


Es gibt mittlerweile einen zweiten Teil zu diesem Text:

Zu Teil 2 von „Wege aus dem kreativen Loch“

 


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Illustration Kaffeetasse

geschrieben/aktualisiert: / 12. Sep 2018

3 thoughts on “Wege aus dem kreativen Loch – Teil 1

  1. Gerwine Ogbuacu

    Ein sehr hilfreicher super Artikel. Bin zwar nicht gerade in einem Loch, trotzdem lese ich die Ratschläge gern. Mein Tipp: alle Fotobücher aus den Regalen ziehen und genüßlich eins nach dem anderen wieder durchschauen.
    Danke und ein wunderbares Wochenende!

    Antworten
  2. Pingback: Warum wird so oft ein 50mm-Objektiv empfohlen?

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